Erklärung, Bedeutungen und Synonyme für Esel. Was bedeutet Esel?
Esel (Deutsch)
Substantiv, m
Worttrennung:
- Esel, Plural: Esel
Aussprache:
- IPA: standardsprachlich (gemeindeutsch): [ˈeːzl̩]
- Hörbeispiele: Esel (Info), Esel (Info), der Esel (Österreich) (Info)
- Reime: -eːzl̩
- IPA: standardsprachlich (Schweiz): [ˈeːz̥əl]
- Hörbeispiele: —
Bedeutungen:
- [1] Zoologie: zur Gattung der Pferde gehörendes (männliches) Huftier, das ein (je nach Art / Unterart) graues bis braunes, fahlgelbes bis ockerfarbenes oder rötliches bis rotbraunes Fell mit dunklem Aalstrich, eine kurze, aufrecht stehende Nackenmähne, lange Ohren und einen Quastenschwanz besitzt und dessen domestizierte Vertreter als Nutz-, Last- und Reittier dienen (Asinus)
- [2] salopp, oft als Schimpfwort: jemand, der dumm, einfältig, unbeholfen, ungeschickt sowie, mitunter, störrisch ist oder ähnliche für das unter [1] beschriebene Tier typisch geltende Eigenschaften besitzt; jemand, der (aus Unvermögen, Menschen oder Umstände richtig einzuschätzen), töricht handelt
- [3] schülersprachlich veraltend: schlechtester Schüler einer Klasse
- [4] umgangssprachlich veraltend scherzhaft: durch das Treten von Pedalen angetriebenes Fahrzeug mit zwei in einer Spur hintereinander angebrachten Rädern
- [5] umgangssprachlich veraltend scherzhaft: durch einen Motor angetriebenes Fahrzeug mit zwei in einer Spur hintereinander angebrachten Rädern; zweirädriges Kraftfahrzeug
- [6] umgangssprachlich veraltend: Gebäude oder Anstalt, in dem Personen, die vom Gericht zu einer unbedingten Haftstrafe verurteilt wurden, unter Verschluss gehalten werden; Ort des Arrests, Ort der Haft
- [7] veraltet: der Bestrafung (besonders beim Militär und in Schulen) dienendes nach oben hin spitzwinklig zulaufendes Gestell (in Form eines stilisierten Eselsrückens), auf das sich die zu Strafenden setzen mussten
Herkunft:
- [1] Die Bezeichnung geht über mittelhochdeutsches esel → gmh auf das seit dem 9. Jahrhundert belegte althochdeutsche esil → goh zurück und beruht wie altsächsisches esil → osx, mittelniederdeutsches ēsel → gml, mittelniederländisches ēsel → dum, niederländisches ezel → nl, altenglisches esol → ang / eosol → ang und gotisches 𐌰𐍃𐌹𐌻𐌿𐍃 (asilus) → got auf einer sehr frühen Entlehnung aus dem lateinischen asinus → la, die im Germanischen mit Ersatz des Suffixes zu der (nicht belegten, aber angenommenen) Lehnform *asiluz geführt haben müsse. Eine Entlehnung aus der spätlateinischen Verkleinerungsform asellus → la kann nicht ausgeschlossen werden, ist jedoch wohl kaum wahrscheinlich. (Dagegen gehen altenglisches assa → ang und englisches ass → en über keltische, und altnordisches asni → non über altfranzösische Vermittlung auf lateinisches asinus → la zurück.)
- Die lateinische Bezeichnung des Tieres ist selbst ein Lehnwort und dürfte ebenso wie die altgriechische, ὄνος (onos☆) → grc, und die armenische, էշ (DIN 32706: êš) → hy, (wenn auch unabhängig voneinander) aus einer Substratsprache, vermutlich einer kleinasiatischen Sprache aus der südlich des Schwarzen Meeres gelegenen Region, stammen und von dort durch thrakisch-illyrische Vermittlung in die anderen Sprachen gelangt sein.
- [2] Der Gebrauch als Scheltwort ist bereits für das lateinische asinus → la und das mittelhochdeutsche esel → gmh belegt. Er fußt auf dem Sinnbild, nach dem der Esel als störrisch, dumm und faul gilt.
- [3] Diese Bedeutung ist schülersprachlich ab 1930 bezeugt.
- [4] Es handelt sich um eine ab 1920 bezeugte umgangssprachliche Kürzung entweder aus Drahtesel oder Tretesel.
- [5] Diese umgangssprachliche Bedeutung ist ab 1955 bezeugt und ist wohl ursprünglich eine Bildung aus der Schülersprache.
- [6] Die ab 1900 bezeugte umgangssprachliche Bedeutungsübertragung bezieht sich auf den Strafesel (Bedeutung 7) der mittelalterlichen Klosterschulen, auf den sich Schüler zur Strafe setzen mussten.
- [7] Diese Bedeutung ist bereits im Mittelhochdeutschen belegt.
Synonyme:
- [1] volkstümlich: Gevatter Langohr, großes Langohr, Hans Langohr
- [1] umgangssprachlich scherzhaft: dem lieben Gott sein Reittier, Grautier
- [1] Namibia auch: Donkey / Donky, Donkie / Donki
- [1] Südafrika (KwaZulu-Natal) auch: Donkey
- [1] sondersprachlich (Rotwelsch): Chammer
- [1, 2] scherzhaft: Langohr
- [1, 2] umgangssprachlich scherzhaft: Grauchen, Grauer
- [1, 2] kindersprachlich: Ia
- [1, 2] Brasilien (Rio Grande do Sul): Burro
- [2] jüdisch familiär: Chammer
- [3] Klassenschlechtester
- [4] Fahrrad
- [5] Kraftrad
- [6] Haftanstalt, Strafanstalt
- [7] Strafesel
Sinnverwandte Wörter:
- [2] Blödhammel, Dummkopf, Dumpfbacke, Einfaltspinsel, Hornochse, Kamel, Ochse, Rhinozeros, Rindvieh, Simpel, Tölpel, Tor, Trottel
- [5] Mofa, Moped, Motorrad
- [7] Spanischer Bock
Weibliche Wortformen:
- [1] Eselin, Eselstute
Verkleinerungsformen:
- [1] Eselchen, Eselein
Oberbegriffe:
- [1] Huftier, Unpaarhufer
- [2] Mensch, Person
- [4, 5] Fahrzeug, Zweirad
- [6] Ort
- [7] Strafsitz
Unterbegriffe:
- [1] nach Art und Unterart:
- Wildesel (Asinus):
- Afrikanischer Esel / Echter Esel (Equus asinus)
- Hausesel (Equus asinus asinus)
- Asiatischer Esel / Halbesel / Pferdeesel (Equus hemionus)
- † Syrischer Halbesel / Syrischer Wildesel / Syrischer Onager / Hemippe (Equus hemionus hemippus)
- Kiang / Tibet-Wildesel (Equus kiang)
- Afrikanischer Esel / Echter Esel (Equus asinus)
- † Europäischer Wildesel (Equus hydruntinus)
- Wildesel (Asinus):
- [1] nach Rasse: siehe w:Liste von Eselrassen
- [1] nach Nutzung: Lastesel, Packesel, Reitesel
- [1] Jungtier: Eselfohlen, Eselfüllen
- [1] Männchen: Eselhengst; kastriert: Eselwallach, Macker
- [1] Weibchen: Eselstute
- [2] Quadratesel, Waldesel
- [4] Drahtesel, Gummiesel, Stahlesel, Tretesel
- [5] Benzinesel
Beispiele:
- [1] Wir ritten auf Eseln zur Wartburg hinauf.
- [1] „Das Wiehern eines Esels in der Nacht: Wie der erste Versuch auf einem Cello! findet Sabeth, ich finde: Wie eine ungeschmierte Bremse! Sonst Totenstille; die Hunde sind endlich verstummt, seit sie unsere Schritte nicht mehr hören.“
- [1] „Oder es waren halbzerfallene Katen, in denen ich höchstens meine Esel und Ziegen unterbringen könnte.“
- [1] „Die Türkei hat jetzt schon die höchsten [Energiepreise] Europas. […] So kommt es, dass einige Türken gleich den Traktor stehen lassen und auf den Esel umsatteln. 2008 stieg der anatolische Esel sogar zum türkischen Luxusgut auf. Denn innerhalb eines Jahres kletterte der Preis für das störrische Nutztier von umgerechnet 26 auf bis zu 180 Euro, wie die türkische Tageszeitung Zaman berichtete.“
- [1] „Dabei ist das Umfeld der biblischen Kleinfamilie ganz schön bunt: Da sind einige Hirten mit ihren Hirtenjungen und Schafen dabei, Ochse und Esel und dann noch drei Männer, Astronomen, Sterndeuter, die von weit her kommen.“
- [1] „Esel, Pferde und Hunde halten engste Gemeinschaft mit den Menschen.“
- [2] Mein Nachbar ist ein störrischer Esel.
- [2] „Sage mir, du Eſel! Was faͤllt dir ein, daß du mir hier ſo zur Unzeit uͤber den Hals kommſt!“
- [2] „[…]; ein rothaariges Fräulein aus Griechenland, ein anderes unbekannter Herkunft mit dem Geſicht eines Tapirs, der gefräßige Junge mit den dicken Brillengläſern, ein weiterer fünfzehn- oder ſechzehnjähriger Junge, der ein Monokel eingeklemmt hatte und beim Hüſteln den lang gewachſenen, ſalzlöffelähnlichen Nagel ſeines kleinen Fingers zum Munde führte, ein kapitaler Eſel offenbar – und noch andere mehr.“
- [2] „Die Götter wählen keinen Esel zum Schiedsrichter.“
- [2] „Elke gab ihrem Bruder sofort eine saftige Ohrfeige und schimpfte zurück: ‚Mach das ruhig, du dummer Esel!‘“
- [3] „In der Schule war Anton Wegener immer der dumme Esel, der faule Junge. Einer, der in der Klasse in der hintersten Reihe saß, den die Lehrer als hoffnungsloser Fall bezeichneten.“
- [4] „Und ich war bei den Lehrern endgültig unten durch, als ich mir von meiner Gage – ich bekam damals 1500 Mark – für 250 Mark ein knallrotes Rennrad mit zwölf Gängen gekauft habe. Und mit dem bin ich in die Schule geradelt, während die Lehrer noch mit ihren schwarzen Eseln gefahren sind – und die waren ganz schön neidisch und haben mir prompt schlechtere Noten gegeben.“
- [5] „‚Dann ist es ja erledigt‘, nickt Doktor Trostmann, ‚und dieses gräßliche Motorrad verschwindet endlich aus Heidenholz. Ich strecke Ihnen vor, was Sie brauchen.‘ Der kleine Uebermut verfliegt aus Ullos Augen … nie hat Trostmann ein Wort davon erwähnt, daß ihm der knatternde Esel zuwider war, es wäre ja in seiner Macht gewesen, ihn ihr zu verbieten.“
- [6]
Redewendungen:
- [1] alter Esel
- [1] dastehen wie Buridans Esel
- [1] den Esel zu Grabe läuten
- [1] der Esel bricht durch / der Esel fährt raus / der Esel guckt raus
- [1] ein Esel in der Löwenhaut
- [1] ein geduldiger Esel sein
- [1] es schmeckt wie ein Tritt vom Esel
- [1] jemandem den Esel machen
- [1] jemanden hat der Esel an die Wand gefurzt
- [1] jemanden hat der Esel aus der Wand geschlagen
- [1] jemanden hat der Esel im Galopp verloren / jemanden hat wohl der Esel im Galopp verloren / jemanden hat der Esel im Trab verloren
- [1] jemanden hat der Esel beim Scheißen verloren
- [1] störrisch wie ein Esel
- [1] stur wie ein Esel
- [1] vom Pferd auf den Esel kommen
- [1] wie der Esel zum Lautenschlagen passen
- [1] wie der Esel am Berg / wie der Esel vor dem Berg
- [2] ausgewachsener Esel
- [2] trojanischer Esel
- [5] leichter Esel
- [5] schwerer Esel
Sprichwörter:
- [1] der Esel geht voran
- [1] der Esel schimpft das Maultier Langohr
- [1] man schlägt den Sack und meint den Esel / den Sack schlägt man, den Esel meint man
- [1] was von mir ein Esel spricht
- [1] wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis / wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis und bricht sich ein Bein / wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tanzen, wenns dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis / wenns dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tanzen
- [1] wenn man den Esel nennt / wenn man den Esel nennt, kommt er angerennt / wenn man den Esel nennt, kommt er gerennt
- [2] der Esel nennt sich selbst zuerst / der Esel nennt sich zuerst
Charakteristische Wortkombinationen:
- [1] ein bockiger, störrischer, sturer Esel
- [1] ein Esel brüllt, iaht, schreit, wiehert
- [1] Esel grasen, weiden
- [1] Esel füttern, tränken
- [1] Esel äpfeln, koten
- [1] den Esel antreiben, treiben
- [1] auf einem Esel reiten
- [1] bildlich: beladen, bepackt wie ein Esel sein
- [2] so ein alter, dummer Esel
- [2] interjektiv: du Esel!
- [4] mit dem Esel davonradeln, radeln, losradeln, wegradeln
- [4, 5] auf einen Esel fahren; den Esel fahren
- [4, 5] mit dem Esel davonfahren, fahren, losfahren, wegfahren
- [5] ein knatternder, ratternder, stotternder, tuckernder Esel
- [6] jemandem droht der Esel, mit dem Esel drohen
- [7] jemanden auf den Esel bringen, setzen
- [7] auf dem Esel sitzen
- [7] den Esel reiten
Wortbildungen:
- [1] Adjektive: eselartig, eselgrau
- übertragen: eselslang
- [1] Substantive: Eselein, Eselfuhrwerk / Eselsfuhrwerk, Eselfüllen, Eselhengst, Eselhuf, Eselin, Eselkarawane, Eselkarren / Eselskarren, Eselsfell, Eselsgeschrei, Eselsgespann, Eselsmilch, Eselsohr, Eselsrücken, Eselscheiße, Eselsschrei, Eselstall, Eselstreiber / Eseltreiber, Eselstute, Eselwallach
- übertragen: Eselsbogen, Eselsohr, Eselsrücken, Eselstritt
- sprichwörtlich: Dukatenesel, Goldesel
- hybride Tierart: Maulesel
- [1] Verb: ereseln, umeseln
- [2] Adjektive: eselhaft, eselig
- [2] Substantive: Eselei, Eselsbank, Eselsbrücke, Eselsschule, Eselswiese / Eselwiese
- [*] Eselsdistel, Eselsgurke, Eselshaupt, Eselspinguin
Entlehnungen:
- Luxemburgisch: Iesel
- Nauruisch: esel
Übersetzungen
- [1] Wikipedia-Artikel „Esel“
- [1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „Esel“
- [*] Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch – elexiko „Esel“
- [1, 2] The Free Dictionary „Esel“
- [1, 2] Duden online „Esel“
- [1, 2] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „Esel“ auf wissen.de
- [1, 2] PONS – Deutsche Rechtschreibung „Esel“
- [*] Uni Leipzig: Wortschatz-Portal „Esel“
- [1, 2, 7] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „ESEL“, Band 3, Spalte 1143–1147.
- [1, 2, 7] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Neubearbeitung (A–F), 9. Bände. Göttingen/Berlin 1980–2016 „¹ESEL“ (digitalisierte Fassung), Band 8, Spalte 2385–2386.
- [1] Meyers Lexikonredaktion (Herausgeber): Duden, Das Neue Lexikon in zehn Bänden, mit rund 100 000 Stichwörtern und über 7 500 meist farbigen Abbildungen, Spezialkarten, Tabellen und Übersichten im Text. 3. Auflage. Band 3: Drah – Gebh, Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1996, ISBN 3-411-04333-4, Stichwort »Esel«, Seite 936 .
- [1, 2, 4, 5] Duden, Das große Wörterbuch der deutschen Sprache. 10 Bände auf CD-ROM ; mehr als 200 000 Stichwörter mit rund 90 000 Belegen aus mehreren Hundert Quellen ; vielfältige Recherchemöglichkeiten ; für MS Windows und Apple Macintosh. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2000, ISBN 978-3-411-71001-0 , Stichwort »Esel«.
- [2–6] Heinz Küpper: Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. In: Digitale Bibliothek. 1. Auflage. 36, Directmedia Publishing, Berlin 2006, ISBN 3-89853-436-7 , Stichwort »Esel«.
- [1, 2] Dudenredaktion (Herausgeber): Duden, Deutsches Universalwörterbuch. Das umfassende Bedeutungswörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. 9. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-411-05509-8 , Stichwort »Esel«, Seite 563.
Quellen: