Erklärung, Bedeutungen und Synonyme für schliefen. Was bedeutet schliefen?
schliefen (Deutsch)
Verb
Worttrennung:
- schlie·fen; Präteritum: stark: schloff, schwach: schlief·te; Partizip II: stark: ge·schlof·fen, schwach: ge·schlieft
Aussprache:
- IPA: [ˈʃliːfn̩], [ˈʃliːfm̩]
- Hörbeispiele: schliefen (Info), —
- Reime: -iːfn̩, -iːfm̩
Bedeutungen:
- [1] süddeutsch, österreichisch, sonst veraltet: schlüpfen
- [1a] in, aus, unter, durch, zwischen, hinter etwas schliefen: sich (durch eine enge Öffnung gleitend) an einen bestimmten Ort begeben
- [1b] in, aus etwas schliefen: ein Kleidungsstück anziehen, ein Kleidungsstück ablegen
- [1c] bei eierlegenden Tieren, Insekten: aus dem Ei, der Puppe kriechen
- [2] waidmännisch: in einen Bau kriechen
- [3] Höhlenforschung: einen Schluf passieren
Herkunft:
- mittelhochdeutsch slîfen, althochdeutsch sliofan, sliufan, sliafan
- steht in enger Verwandtschaft zu schleifen, der Bedeutungsunterschied (gleiten über eine Fläche / gleiten durch eine Öffnung) ist aber schon sehr früh herausgebildet
- standardsprachlich seit dem 17. Jahrhundert durch die Intensivbildung schlüpfen (mittelhochdeutsch slüpfen, slupfen) verdrängt, hat sich nur in der Fachsprache und den bairischen Dialekten halten können
- bis ins Frühneuhochdeutsche Ablaut in der 2. und 3. Person Singular und im Imperativ Singular: schleufst, schleuft, schleuf (mittelhochdeutsch sliufest, sliufet, sliuf), was sich oberdeutsch ebenfalls noch länger gehalten hatte
- Kausativformen schlaufen, schleufen (mittelhochdeutsch sloufen); Substantivierung Schluf
- seit dem 18. Jahrhundert auch schwach konjugiert, seit dem 20. Jahrhundert gehäuft
Synonyme:
- [1, 1a–1c] schlüpfen
- [1a] kriechen, huschen
- [1b] in etwas schliefen: überziehen, überwerfen, anziehen, überstreifen; aus etwas schliefen: ablegen, ausziehen
- [3] schlufen, kriechen
Oberbegriffe:
- [1a, 2, 3] fortbewegen
Beispiele:
- [1a] 1941: „Der Mann streifte die Kleider ab und schloff unter die Decke, er gab auf das Reden der Frau kaum eine Antwort.“
- [1a] 1839: „Sie sind anfangs so klein, daß sie leicht durch die feinsten Ritzen der Insectenkästen schliefen können, ja sie bohren sogar kleine Löcher hinein, so wie auch in Bücher.“
- [1a] 1804: „Isaak. – (Schlieft aus dem Gebüsch hervor.) – Isabelle!“
- [1a] 1795: „Ehe die Weisel ihr Ey in eine Zelle leget, so schlieft sie zuvor mit dem Kopfe hinein, vermuthlich um zu sehen, ob sie zweckmäßig engerichtet ist; bald kriecht sie wieder heraus; und wenn sie ihr anständig ist, so schlieft sie mit dem Hintertheile des Leibes hinein bis sie den Boden anrühret.“
- [1b] 1756: „Lege an das härine Kleid, schliefe in den Sack der Buß, nimm an die Trauer, der du in kurzem vor dem strengen Richterstuhl Gottes als ein Ubelthäter erscheinen mußt.“
- [1b] 1715: „
Hercules,
der sein Heroisches Haupt biß unter die Pantoffel seiner herrischenOmphale
geduckt und verdemüthiget, sein Helden-Faust, mit welcher Er Riesen, Löwen und Schlangen zerrissen, zur Spindel und Rocken bequemet, und anstatt der Löwen-Haut in einen stinckenden Fuchs-Balg oder Weiber-Kleid geschloffen ist.“ - [1c] 1835: „Plötzlich klammert sie sich an, die Haut öffnet sich und eine vollkommene Schabe, weiß wie der Schnee, mit schwarzen Augen schlieft heraus.“
- [1c] 1788: „Bei gutem Wetter schlieft der Vogel in 14 Tagen aus.“
- [2] 1977:
- „Doch wäre so ein Dackel groß,
- Wär er schon nicht mehr makellos!
- An sich gebaut, um in die Tiefen
- Des Dachsbaus ganz bequem zu schliefen,
- Darf jetzt, wo so viel wird geschloffen,
- Er eine große Zukunft hoffen.“
- [2] 1843: „Verspürt man frisch, daß der Fuchs in den Bau geschloffen, so nehme man ein Paar Schützen zu sich und stelle sich so an, daß man die Röhren, deren ein Bau oft mehrere hat, gehörig und ohne Gefahr für die Schützen beschießen kann, lasse dann ein Dachshündl, welches gut schlieft, hinein, damit es den Fuchs heraus rauft und derselbe bei seiner Ausflucht, welche freilich blitzschnell ist, geschossen werden kann.“
- [3] 1992: „Allerdings muß dafür der Wasserstand soweit abgesunken sein, daß der Taucher ohne Gerät durch den Versturz hindurch in die ‚Quellspalte‘ schliefen kann.“
schwach konjugiert:
- [2] 2003: „Mit genau dem selben Effekt ist er wieder in den Bau ‚eingeschlieft‘, also hineingekrochen.“
- [3] 2000: „Er schliefte nun mit den Füßen voran durch die Engstellen.“
- [2] 1952: „Recht unbeholfen, durch den schweren Rucksack behindert, kletterte ich die fünfzehn Meter bis zu meiner Burg hoch, schliefte ein wie ein Dachs in seine Höhle, baute die Kamera auf … und wartete.“
- [2] 1916: „Die Teckel schlieften ein in die engen Röhren.“
- [1a] 1911: „Komme ich da eines Morgens, Donnerstag war es, in mein Bureau, und finde eine Akte, eine Akte, sage ich Ihnen, gerade was für einen Mann, der mit drei Flaschen Sekt nachts um drei ins Lager geschlieft ist.“
- [1c] 1796: „In demselben Jahre erhielt ich von der Ph. B. Cossus 3 Männchen und 2 Weibchen, zwei von diesen Männchen fand ich als sie eben aus der Puppe geschlieft waren […]“
- [1c] 1785: „Von ungefähr 30 Raupen ist mir kein einziger Schmetterling ausgeschlieft.“
Wortbildungen:
- schliefbar, Schlief, Schluf, Schliefer, Ohrenschliefer; durchschliefen, einschliefen, ausschliefen, verschliefen, abschliefen
Übersetzungen
- [1, 2] Duden online „schliefen“
- [1, 2] Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache „schliefen“
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „schliefen“
- [1] Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. Zweyte, vermehrte und verbesserte Ausgabe. Leipzig 1793–1801 „schliefen“
- [1] Christian Wenig: Gedrängtes Handwörterbuch der deutschen Sprache. Zweite Auflage, Erfurt 1838, Seite 537.
- [2] Großes Wörterbuch der deutschen Sprache „schliefen“ auf wissen.de
- [2] Joseph und Franz Kehrein: Wörterbuch der Weidmannssprache. Verlag Chr. Limbarth, Wiesbaden 1871, Seite 256.
- [2] Meyers Großes Konversationslexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1905–1909 , Stichwort „Schliefen“ (Wörterbuchnetz), „Schliefen“ (Zeno.org)
- [3] Wikipedia-Artikel „Schluf“
Quellen:
Konjugierte Form
Worttrennung:
- schlie·fen
Aussprache:
- IPA: [ˈʃliːfn̩], [ˈʃliːfm̩]
- Hörbeispiele: schliefen (Info), —
- Reime: -iːfn̩, -iːfm̩
Grammatische Merkmale:
- 1. Person Plural Indikativ Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
- 3. Person Plural Indikativ Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
- 1. Person Plural Konjunktiv II Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
- 3. Person Plural Konjunktiv II Präteritum Aktiv des Verbs schlafen
schliefen (Frühneuhochdeutsch)
Verb
Alternative Schreibweisen:
- schlifen, schlieffen
Worttrennung:
- schlie·fen, Präteritum: schloff, Partizip II: ge·schlof·fen
Aussprache:
- IPA: […]
- Hörbeispiele: —
Bedeutungen:
- [1] schlüpfen
Herkunft:
- mittelhochdeutsch slîfen, althochdeutsch sliofan, sliufan, sliafan; steht in enger Verwandtschaft zu schleifen, der Bedeutungsunterschied (gleiten über eine Fläche / gleiten durch eine Öffnung) ist aber schon sehr früh herausgebildet; Kausativformen schlaufen, schleufen (mittelhochdeutsch sloufen)
Beispiele:
- [1] „Das geschieht aber auch darumb, dieweil ein jedes Gerstenkorn (wie droben gehört) zwen Keimen gewinnet, den einen vbersich zu der Frucht, den andern vndersicht zu der Wurtzel, diser wächßt dann von vberiger feuchtigkeit zu frewdig, das der oberst (der Frucht zugehörig) nicht mag auffkommen, bleibet also die gantze krafft desselbigen mit der Wutzel im Grund verborgen, dieselb kreucht vnd schleufft hin vnd wider, dardurch nicht allein der samen verloren, sonder auch die äcker wüst vnd vnartig müssen werden, darzu gehören fleissige Ackerleut, die solcher vnart mit gutem baw vnd außjetten fürkommen.“
- [1] „Die Lutherischen Predicanten wöllen, es soll niemand hinfüro ein Predicant genannt werden, er sey dann auß ihren Lenden geschloffen, vnd stoßt die Fabel mit dem vmb, daß neben der Predicanten ehlichen Söhne viler anderer ehrlicher Leuth zum Predigampt gezogen werden.“
- [1] „Da schloffen sie mit großer mühe unversehenlichen durch die schwibogen, da das wasser hinauß fleust, in die statt, das sein niemands gewar wardt, biß das ain geschrai außgieng.“
- [1] „Ind keller vnd schlupffwinckel schleufft,
- Da sies verfrisset vnd verseufft.“
Übersetzungen
- [1] Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 „schliefen“
Quellen: